Manchmal helfen Bilder, Märchen oder Legenden, um eine biblische Wahrheit besser verstehen zu können. So hat mir auch diese Legende einen kleinen Einblick in die "Wege Gottes" gegeben. Diese Legende gibt es in vielen Variationen und sie unterstreicht den Bericht von Josef aus dem Alten Testament.
Ein Einsiedler namens Johannes, der schon viel über die Rätsel im Leben der Menschen nachgedacht hatte, hatte einen Traum. Eine Stimme rief ihn: "Steh auf, Johannes, nimm deinem Stab, ich will dir die Wege Gottes zeigen!"
Ein unbekannter Mann trat zu ihm und sagte: "Ich werde dich begleiten, denn alleine kommst du nicht zurecht."
Am ersten Abend kamen sie an ein Haus. Der Hauswirt versorgte sie aufs Beste, denn er hatte einen Freudentag. Sein Feind hatte sich mit ihm versöhnt und ihm einen goldenen Becher geschenkt. Am Morgen beim Abschied sah der Einsiedler, wie sein Begleiter den goldenen Becher heimlich in sein Bündel schon und mitnahm. Der Einsiedler wurde böse, aber er erhielt die Antwort: "Schweig, so sind die Wege Gottes!"
Am nächsten Tag waren sie Gäste bei einem Mann, der schrecklich fluchte und ein Geizhals war. Ehe sie am Morgen wieder gingen, schenkte der Begleiter dem Hauswirt den goldenen Becher. "Wieso das?", entfuhr es dem Einsiedler. Der andere legte den Finger auf den Mund: "Schweig, so sind die Wege Gottes!"
Am nächsten Tag übernachten sie bei einer armen Familie und waren sehr herzlich aufgenommen. "Gott segne euch!" rief der Begleiter. Aber beim weg gehen ergriff er ein brennendes Holz und zündete ihm heimlich die Hütte an. Der Einsiedler wollte ihm in die Arme fallen. "Schweig, so sind die Wege Gottes!", war die Antwort.
Am vierten Tag logierten sie bei einem Mann, der nur einen einzigen, sehr freundlichen Sohn hatte. "Ich kann euch nicht begleiten", sagte der Vater zu seinen Gästen beim Abschied, "aber mein Sohn wird euch den Weg zeigen, vor allem den Steg über die Schlucht."
Der Junge ging voraus. Als sie bis zu Mitte des Steges gekommen waren, packte der Unbekannte den Jungen und schleuderte ihn in die Tiefe.
Der Einsiedler war geschockt. "Das sollen die Wege Gottes sein? Du bist ein Lügner!", rief er entsetzt.
Da verwandelte sich der Begleiter in einen Engel und sagte: "Höre Johannes! Der goldene Becher war vergiftet, der Geizhals wird sich daraus den Tod trinken. Der arme Mann wird unter der Asche seines Hauses einen Schatz finden, mit dem ihm aus aller Not geholfen wird. Das Kind, das ich in den Strom schleuderte, wäre ein Mörder geworden.
Du konntest die Weisheit der Wege Gottes nicht finden. Nun hast du ein Stück davon gesehen.
Sei in Zukunft vorsichtiger mit deinen Urteilen."
Es ist zwar nur eine Legende, aber wir entdecken dieses verdeckte Handeln Gottes immer wieder in der Geschichte Gottes mit den Menschen. Die Bibel ist voller Menschen, die, rein menschlich gesehen, viel Böses erlitten, obwohl sie treu an Gott festhielten. Aber weder Josef, Hiob, Hesekiel oder Hosea sind bitter geworden darüber, sondern vertrauten in bösen Zeiten auf den guten Willen Gottes.
Ich lese zur Zeit das Buch: "Du musst sterben, bevor du lebst, damit du lebst, bevor du stirbst" von Hans - Peter Royer. Darin habe ich diesen oberen Abschnitt gefunden und finds cool, wie er das so verdeutlicht, dass wir auch in schwierigen und für uns nicht verstehbaren Situationen auf den guten Willen Gottes vertrauen dürfen!!